Mittwoch, 28. April 2010

An die Elbe, an die Grenze.

27.04.2010 - Tag 5
Glaisin - Lenzerwische
6,5 h / 27 km

Landstraßen, Landstraßen, Landstraßen. Mecklenburg-Vorpommern ist Fahrradland. Viel zu wenig Wege führen für einen Wanderer hindurch. Wer nicht auf der Straße laufen will, muß große Bögen schlagen. Wer schöne Wege gehen will, sollte besser sehr viel Zeit haben.

Schon der Start am Morgen ist qualvoll. Ich hinke südwärts aus Glaisin heraus, drehe mich irgendwann um und habe die letzten Häuser doch gerade eben erst hinter mir gelassen. Das geht ja gut los. Die erste Hälfte des Tages ist kein Spaß, abwechselnd Asphalt und weiche Sandböden (die bei jedem Schritt einen Eßlöffel Sand in den hinteren Stiefelschaft befördern). Schnurgerade Straßen, auf denen ich mich dazu zwinge, mich nicht umzudrehen. Nur nach vorne.

Der Tag ist windig, aber trocken. Das Land ist leer, in den Dörfern sind kaum Menschen zu sehen. Selbst die Hunde verzichten müde auf´s Anschlagen, wenn ich vorbeigehe. Ich fädele die Dörfer auf wie auf einer Schnur, in der Gewißheit, daß ich diesen Rosenkranz nicht ein zweites Mal beten muß. Den Blick für die Schönheit der Landschaft habe ich an einem solchen Tag schnell verloren. Erst als ich hinter Ließe endlich den Waldrand erreiche, fühle ich mich besser. Für die nächsten zwei Stunden habe ich den Weg für mich alleine und sehe außer Bäumen nichts. Gar nichts.


In Eldenburg realisiere ich, daß ich Mecklenburg-Vorpommern hinter mir gelassen habe. Jetzt: Brandenburg. Oh Gott. Fast schwingen ein wenig heimatliche Klänge dabei mit... Gleich hinter dem Ort beginnt eine öde grüne Landschaft, bretteben und ohne Halt für´s Auge. Der Fahrradfahrer mag´s schön finden (ich wünsche ihm zur Strafe Gegenwind), "Schöner Wandern" sieht allerdings anders aus. In rechtwinkeligen Straßen bringen mich die letzten Kilometer zum Wahnsinn, ich kann nicht mehr. Entfernungen, die sie locker aussehen, ziehen sich plötzlich ins Unendliche. Wenn jetzt ein Auto neben mir anhalten würde, müsste ich nicht lange überlegen. Nicht einmal mehr die Aussicht auf den Urlaubstag, den ich mir morgen gönnen will, hält mich noch aufrecht.
Im Hotel schließlich eine wahre Explosion an Wonne. Ein reetgedeckter Hof direkt am Elbdeich, mein Zimmer unterm Dach. Mit Badewanne. Ich sinke in das heiße Wasser und preise für die nächste Stunde die Segnungen der Zivilisation. Das Speisekarte ist gehoben, das Essen leider nicht.

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