30.04.2010 - Tag 8
Arendsee - Mehrin
6 h / 24 km
Ein wirklich seltsames Wetter. Heute morgen wache ich auf und senkrechter Regen fällt an Schnüren vom Himmel. Entnervt lege ich mich wieder ins Bett, nur um 2h später strahlende Sonne vorzufinden. Der ganze restliche Tag fühlt sich an wie "Jetzt - jäääätzt gleich geht der Regen los, dauert nicht mehr lange, Achtung...". Aber es bleibt trocken.
Durch Arendsee voller Vorfreude auf meine erste logistische Mission in Sachen "Packstation". Arendsee selber ist voller Freude über Horden von Jugendlichen, die am Vormittag offensichtlich stockbetrunken Autos anhalten, Spenden erpressen und "Viva Colonia" lallen. Warum sie nun ausgerechnet diesen Kracher ausgewählt haben, bleibt ihr Geheimnis. Mein Schatz von Family Fashion klärt mich auf, nachdem sie mir noch nen leeren Karton für die Packstation geschenkt hat: Das ist die Abschlußklasse. Der 10. Klasse Realschule. An der Packstation nehme ich voller Glück die Landkarten für die nächste Woche in Empfang, die Wiebke mir geschickt hat. Ich retourniere einen ganzen Berg voller unnützem Kram, den ich nicht länger im Rucksack mit herumschleppen will. Unter anderem - man darf mich gerne zu gegebener Zeit daran erinnern - meinen Regenschirm.
Raus aus Arendsee, wieder mal auf der Landstraße. Ich treffe zum dritten Mal die beiden Jungs im blauen Prolo-Polo, wie sie mit quietschenden Reifen aus der Tankstelle biegen. Ich muß lachen und sie freuen sich. Nach einer halben Stunde biege ich endlich in den Wald ab und stapfe über Sandwege meinen ersten richtigen Hügel auf dieser Tour hinauf. Verdammt, was freue ich mich doch auf den Harz.
Der Tag zieht unspannend an mich vorbei, ich kenne die Aussicht, ich kenne die Wege, ich kenne die Straßen. Ich kenne die Dörfer, die Geducktheit der Häuser hinter Hofeinfahrten und den Sog der LKWs auf der Landstraße. Ich kenne die Einsamkeit auf stillen Sandwegen und den Wind, der stetig von rechts kommt. Ich kenne die Schmerzen in den Füßen und in den Knien, kenne den Moment des Hinsetzens und den des Aufstehens.
Einziges Highlight: Der letzte Kick des Stadtburschens. Über eine Eisenbahnlinie huschen. Der dazugehörige Bahnübergang wurde schon vor Jahren entfernt, übrig ist nur noch ein altes DDR-Schild, sehr fragil an einem Batzen-Betonpfosten befestigt, die Farben schon so verwittert und verrostet, daß das Schild eher ein Negativ von sich selbst abgibt.
Kurz bevor ich im Hotel ankomme, wendet sich das für heute recht öde Blatt. Rechts aus dem Wald kommt ein alter Mann mit Hund, grüßt aus der Ferne und wir kommen schnell ins Gespräch. Er versteht sofort, was es mit meiner Tour auf sich hat, als ich ihm von meinem Bürojob erzähle. Er ist vor 4 Jahren in diese Gegend gezogen und hat sich hier einen alten Hof gekauft, erzählt von seinem Leben und seiner Ruhe in diesem Leben. Der Hund zieht längst gelangweilt großflächige Suchmuster am nahen Waldrand, am Ende sind wir eine halbe Stunde an der Straße gestanden und haben geredet. Und ich verabschiede mich per Handschlag von einem Mann, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Wir sind auf dem Weg nach Hamburg. Jay am Steuer und ich lese währenddessen Deine Zeilen vor... Es macht sehr viel Spass Deine Erlebnisse mitzuverfolgen und daran teilzuhaben. In ca. 1 Std sind wir am Ziel und ich werde anderen bei der Arbeit zusehen-wunderbar;-) Aus der restlichen freien Zeit werden wir uns ein schönes Wochenende machen. Am Montag geht es dann zurück für mich nach Berlin. Kilian, sei lieb gegrüßt Susi+ Jay ..... Jay meint: Verlauf Dich nicht...
AntwortenLöschen.... Ach so und Jay meint weiter an Tips für Dich: nimm keine Schokolade von fremden Männern im Wald und kauf Dir nen neuen Regenschirm;-)
AntwortenLöschenNa den Schirm schicke ich mit der nächsten Sendung gleich wieder retour, hi hi.
AntwortenLöschenOh ja, ich sitze im verregneten Hamburg. Eventl. könnte man den Regenschirm am mich weiterschicken. Hahahaha! ;-)
AntwortenLöschenSchirm oder Nichtschirm, die ewige Frage des Wanderers... Jos
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