Donnerstag, 6. Mai 2010

Die Börde nimmt, die Börde gibt...

05.05.2010 - Tag 13
Ummendorf - Schwanebeck
7 h / 29 km

Vergangene Nacht habe ich kaum geschlafen. Mit dem Abend wurde mein Husten immer heftiger und ich konnte später im Bett nahezu mitfühlen, wie sich meine Lunge mit Schleim füllte, der abgehustet werden wollte. Gefühlt habe ich vielleicht ein paar halbe Stunden Schlaf zusammenbekommen. Entsprechend gerädert sitze ich im zauberhaften Frühstücksraum in einer liebevoll ausgebauten Scheune, um ein liebloses Frühstück von einer resignierten Frühstücksdame vorzufinden. In der Luft hängt noch der Rauch von ihrer Pausenzigarette, das Ei ist so kalt, daß ich einfach mal vermute, daß das Frühstück seit 06:30 steht (als die Windrad-Monteure gefrühstückt haben). Die Brötchen würden auch als Kopfkissenfüllung eine gute Figur machen.

Das Wetter ist vielversprechend, ein kühler Sonnentag. Nach zwei Stunden auf der Straße zeigt die Magdeburger Börde Erbarmen und legt mir ein schönes großes Waldgebiet in den Weg. Uriger Buchenwald. Rausgeputze Forsthäuser mit einladenden Namen wie "Waldfrieden" und "Hubertushöhe".

Am Nachmittag durch Hornhausen. Ein kleiner Ort mit Bächen und Furten, alten Backsteinfabriken und alten Fachwerkhäusern. Ich erwarte Entzückung wie in Kalbe und werde derbe enttäuscht. Bis auf knackekurz geschnittene Vorgärten hat dieser Ort nix zu bieten. Und: keine einzige Bank. Nix zum Hinsetzen unter einen schattigen Baum, obwohl es genügend Parkanlagen, Spielplätze und Denkmäler gibt. Ich vermute Masche und bin beleidigt. Kurz bevor ich Hornhausen verlasse, stoppe ich bei Penny für eine Cola. Kurz hinterm Ort reicht dann eben der Straßenrand und Schneidersitz für die Mittagspause. Sie wird garniert vom Bauern, der das angrenzende Feld mit Fungiziden sprüht. Vielen Dank.

Als ich weiterlaufe, verliere ich schnell die Lust. Meine Lunge rasselt, der Weg zieht sich, und die Börde geizt mit vernünftigen Wegen. Das letzte Stück laufe ich auf einer Bundesstraße und kämpfe mit der Balance um Straßengraben oder Fahrbahn. Die Pension ist die netteste bisher, altes Fachwerkhaus am Markt, Eisbude direkt gegenüber, angenehme Matratze, mit 25 EUR spottbillig. Trotzdem will der Besitzer nach dem kommenden Wochenende die Bude dichtmachen. Beim Spaziergang am Abend stelle fest, daß er gleichzeitig der Immobilienmakler am Ort ist und gefühlt gerade versucht, den halben Ort an den Mann zu bringen. Viel Glück dabei...

Der Husten wird immer schlimmer und läßt nichts Gutes für den morgigen Tag erwarten. Der Blick auf die Karte ebenfalls: Ich finde keinen vernünftigen Weg nach Blankenburg. Entweder 10km Bundesstraße (wozu mir mein Leben eigentlich zu lieb ist) oder statt 30km eher an die 35km machen (was mir in meinem Zustand relativ irrwitzig erscheint). Murks.

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