Montag, 7. Juni 2010

Dem Gewitter davongelaufen...

06.06.2010 - Tag 45
Lautern (Blaustein) - Berg (Ehingen)
8 h - 34 km

Nur schnell raus aus dem Tal. Schon vor dem Frühstück sehe ich die ersten Jogger und Radfahrer durch das Tal strömen. Der Sonntag und der strahlende Sonnenschein fordern ihren Tribut. Aber auch auf der Steilstrecke kommt mir ein Jogger entgegen... Das Wetter ist ähnlich schön wie gestern, aber deutlich wärmer. Schon nach der ersten Stunde habe ich eigentlich genug Sonne intus und ich fürchte, daß das ein harter Tag werden wird. Schnell die gute neuseeländische Sonnencreme nachgelegt.

Beim Abstieg zum Blautopf höre ich zum ersten Mal in diesem Jahr das klassische Freibad-Kindergebrüll. Der Sommer ist da. Und die Touristenbusse, auf die ich mich insgeheim schon gefreut habe. Gestern Abend hat mir jemand empfohlen, in Blaubeuren unbedingt das Kloster und den Hochaltar zu besichtigen, aber all diese Menschen um mich herum lösen in mir eher Fluchtgedanken aus. Auf dem Weg aus dem Ort greife ich ein Eis ab, sitze an der Hauptstraße und werden mit einer schönen Oldtimerparade belohnt. Überhaupt scheinen die Baden-Württemberger heute alle die Cabríos oder Oldtimer aus der Garage geholt zu haben. Mir nur recht...

Spätestens wieder auf dem Berg über Blaubeuren dämmert mir, daß ich mich mal wieder mit der Entfernung verschätzt habe. Inzwischen liegen vielleicht 10 km hinter mir, auf der Karte muß ich aber noch zweimal umblättern. Ein schlechtes Zeichen... Ein weiteres schlechtes Zeichen sind die ersten Gewitterwolken, die über die Schwäbische Alb in Richtung Blaubeuren ziehen. Alle halbe Stunde drehe ich mich um und der ganze Kram kommt immer näher. Ich beginne wieder mit dem Scannen von Karte und Landschaft nach Unterschlupf, denn bis Ehingen liegt fast nur noch freies Feld vor mir. Ich steigere das Tempo, so ganz aus Reflex, und der Schweiß läuft in Strömen. Nach dem letzten größeren Anstieg merke ich, daß ich fast schon mein ganzes Wasser getrunken habe --- und vor mir liegen noch mindestens drei Stunden Weg.

Die ersten Tropfen kommen, in Steinenfeld sichte ich ein gutes Scheunenvordach. Aber es lohnt sich noch nicht. Also weiter, vielleicht gibt es auf dem Grillplatz hinter dem Wäldchen eine Hütte. Nix. Weiter nach Altheim, noch mehr Tropfen. Kein Bushäuschen, vielleicht das Vordach des Kindergartens. Jetzt kommt die Sonne raus?! Ich gucke mir nochmal den Himmel an und merke, daß ich vielleicht eine Chance habe, dem Regen davon zu laufen: Das Gewitter zieht aus Westen heran und ist nicht sehr breit. Wenn ich es schnell und weit genug nach Süden schaffe (wo ich sowieso hinwill), könnte ich vielleicht ne Chance haben. Also mehr Tempo. Meine Zunge hängt mal wieder am Gaumen, ich frage eine Familie mit Kindern und den Bauer auf dem Erdbeerfeld, ob sie was zu Trinken dabei haben. Fehlanzeige. Im Schatten einer Linde, schon mit Blick auf Ehingen, hole ich ein letztes Mal Luft für den Endspurt. Lustlos kämpfe ich mich ins Tal, entere die erste und einzige Tankstelle und kaufe viel Kaltes. Im Hotel frage ich nach dem dunkelsten Zimmer und bekomme es tatsächlich! Endlich keine Sonne mehr...

Abends fängt es dann leise an zu regnen.

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