Sonntag, 16. Mai 2010

Der Hainich: matschig und sanft...

16.05.2010 - Tag 24
Heyerode - Hütscheroda
26 km - 6 h

Auch beim Frühstück versteht mein Hotel zu enttäuschen. Aus Boshaftigkeit probiere ich von jeder Sorte Wurst auf der Wurstplatte etwas, lasse dann alles angebissen liegen und esse statt dessen Honig.

Den ganzen Tag durch den Hainich, seit Langem scheint wieder die Sonne. Ich lasse die Regenjacke weg und schwanke sogar, ob ich mannhaft die Sonnenbrille auspacken soll. Viele Wanderer unterwegs, schon an der ersten großen Kreuzung habe ich die erste Familie im Nacken.

Ich wühle mich durch Buchenwald und Schlamm, kein Dorf, kein Haus, nur eine Landstraße ist heute mal kurz zu sehen. Es geht sich leicht in der Sonne und auf den Forstwegen, umso mehr fluche ich auf den matschigen Fußwegen. Trotzdem ist der Tag wie Balsam. Und es kommt noch besser: zur Mittagszeit. Seit Wochen ruft mich meine innere Uhr gegen 14:00 zur Mittagspause. Rucksack abwerfen, hinsetzen, trinken, Schweiß aus dem Gesicht wischen, Schokoriegel essen. Als ich heute zur gefühlten Pausenzeit den Waldrand erreiche, empfiehlt mir der 7. Sinn des Wanderers, doch mal den Parkplatz 100m weiter auszuchecken. Und ein Traum wird wahr: Eine Tafel. "Baude, Biergarten, Kuchen". Beglückt wanke ich zur Holzhütte rüber und nähere mich dem Paradies. Alles stimmt: Der Wirt fährt nen Chevy S10 Pickup, zwei sehr gut gelaunte und witzige Damen bitten mich in die Baude und pfeifen ausdrücklich auf meine matschverkrusteten Stiefel -- dies sei ja schließlich eine Hütte! Drinnen nur zwei Tische, ich schrecke zurück, denn es läuft volksmusikalischer Schlager. Die Damen bestehen darauf, daß ich mich drinnen setze, immerhin heizt der Holzofen so schön gemütlich. Mir ist alles recht und ich esse glücklich alles, was die Damen auftischen. Es gibt Linsensuppe, Aussicht, Spezi, Aussicht, Tischgespräche, Waldbeerkuchen, Aussicht, Spezi. Ich belächele die Wochenendwanderer, die kommen und gehen und am Ende bin ich glücklich eine volle Stunde auf der Bank neben dem Ofen gesessen. Einen schöneren Gefallen hätte mir Thüringen heute nicht tun können.

1 Kommentar:

  1. Hallo Kilian, ich hatte Deine geschriebenen Zeilen ein bisschen vernachlässigt und hab mich nun umso mehr an Deinen letztgeschrienene Berichte erfreut. Du erlebst eine Menge und erlebst das unterschiedlichste Leben, pur!! Gut so! Ich schick Dir viel Kraft und herzlichste Grüsse für Deine nächsten Kilometer;-) Sei lieb umarmt!!! Susi + Jay

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