Mittwoch, 2. Juni 2010

Limes? Wo?

02.06.2010 - Tag 41
Hohenhardtsweiler - Welzheim
7,5 h - 29 km

Es geht klassisch los, gleich in der ersten halben Stunde verlaufe ich mich. Und verfluche mich, weil ich mal wieder zu stolz bin, einfach umzukehren. Also kraxele ich die nassen Talhänge nach Oberrot hinab und saue mich zum Frühstück gleich mal richtig ein. Die ganze Nacht und den ganzen Morgen hat es geregnet, inzwischen bleibt wenigstens der Himmel trocken - obwohl Gebüsch und Gräser immer noch gerne geben...

Ich schlängele mich in großzügigen S-Linien in Richtung Ziel, man hat ja Zeit. Die fleißigen Wegmarkierer des Schwäbischen Albvereins haben sich mal wieder die letzten Trampelpfade rausgesucht, um dem geneigten Wanderer ein möglichst spannendes Wandererlebnis zu bieten. Ich winke dankend ab und überquere lieber schnell die Wiese an der schmalsten Stelle, um auf der Straße weiter zu laufen. Das funktioniert immer... Mehrmals ziehe ich mit solchen Aktionen das große Los: als ich bei Jaghaus (ja, ohne d) den Weg verfehle und auf der Straße weiterlaufe, stelle ich zwei Kilometer weiter fest, daß der Wanderweg sowieso wegen Forstarbeiten gesperrt ist. Und den wildromantischen Steig bei Hornberg, den ich elegant auf der Kreisstraße abkürze, gibt es anscheinend gar nicht mehr. Seit gestern ist auch dieser Weg gesperrt: Erdrutsch.

Den ganzen Tag durch stille und sehr nasse Waldgebiete und stille und sehr nasse Feldlandschaften. Langweilige Dörfer mit gepflegten Vorgärten und ohne Herausforderungen. Die Bewohner sind selber schuld und deswegen wahrscheinlich auch nicht zuhause.

Ungefähr auf der Hälfte der Tour werfe ich erstmal meine ganze Planung um: Ich habe auf der Karte entdeckt, daß der Limes (Limes, der; röm. Grenzwall) hier ganz in der Nähe verläuft. Als geschichtsinteressiertes Kerlchen wittere ich spannende Informationsschautafeln und eile schnellstens mit wehendem Haupthaar einige Kilometer nach Westen. Ok, Grundmauernreste eines römischen Wachturms. Ok, Grabenreste. Ok, ein Schuttwall eines römischen Kleinkastells. Aber nach zwei - zugegebenermaßen wirklich guten - Schautafeln ist Schluß und der eigens markierte Limesweg hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich bis Welzheim auf möglichst obskuren Wegen durch den Wald zu lotsen.

Eine Stunde vor Ende des Tages geht der Regen los, Zieleinlauf mit Trommelwirbel. Welzheim präsentiert mir sofort sein Eiscafé, wo ich - trotz eines extrem sinnigen Spruches der Inhaberin ("Sie sind ja ganz naß!") - erstmal eine Tüte auf die Faust bestelle. Unter dem Vordach eines Pleite gegangenen Fischhandels esse ich glücklich mein Eis und die Passanten freuen sich mit mir. "Bei schönem Wetter Eis essen kann ja jeder!"

Das Hotel sieht von außen klasse aus, aber schon die planlosen Menschen drinnen lassen Böses erahnen. Nach einigen Diskussionen kriege ich dann doch mein Zimmer, vollkommen überteuert, unglaublich hellhörig. Egal. Hauptsache, die Dusche ist heiß und das ist sie in der Tat.

1 Kommentar:

  1. Ich habe den Reisebericht mit wachsendem Widerwillen gelesen. Wenn man dir nie etwas recht machen kann dann bleib einfach zu Haus und nörgle nicht permanent!

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